Peep-Show für die Polizei. Staatliche Überwachung von Queers in Hamburger Toiletten bis 1980

Day 3 23:00 Ground de Ethics, Society & Politics
Dec. 29, 2025 23:00-00:00
Fahrplan__event__banner_image_alt Peep-Show für die Polizei. Staatliche Überwachung von Queers in Hamburger Toiletten bis 1980
Oder: Wie die Hamburger Polizei queere Menschen auf öffentlichen Toiletten observierte, und wie ein anonymes Kollektiv im Juli 1980 dieses Überwachungsystem wortwörtlich mit dem Hammer zerschlagen hat. Ein analoger Überwachungskrimi mit sauberen Städten, lichtscheuen Elementen, queerem Aktivismus, und kollektiver Selbstorganisation; und mit einer Anleitung wie man Beamten Anfang der 80er das Handwerk legen konnte.

In den 1970er Jahren nutzt die Hamburger Polizei auf zehn öffentlichen Herrentoiletten in der Wand eingelassene Spionspiegel, um zu beobachten welche Männer am Pissoir ihrer Meinung nach etwas zu lange nebeneinander stehen. In einem Überwachungszeitraum von gut 18 Jahren sprechen Hamburger Beamte mit Berufung auf ‚Jugendschutz‘ und ‚Sauberkeit‘ hunderte Hausverbote an öffentlichen Toiletten aus, nehmen Personalien auf und legen dabei illegalerweise ‚Rosa Listen‘ genannte Homosexuellenregister an. Die unfreiwillige Peep-Show endet im Sommer 1980, als die Polizei völlig indiskret die Teilnehmenden der ersten lesbisch-trans-schwulen Demonstration in Hamburg fotografiert um nach Selbstaussage „die Karteien aufzufrischen“. Ein anonymes Kollektiv zerschlägt die Überwachungsspiegel und bringt die illegale Polizeipraxis ans Licht der Öffentlichkeit. Mit zwei Fragen tauchen wir in diesem Vortrag in die Aborte der Geschichte: Wie ist das polizeiliche Toilettenüberwachungssystem in Hamburg entstanden? Welche technischen und sozialen Lücken nutzten die Aktivist:innen für den Exploit dieses Systems? Und was hat das eigentlich mit heute zu tun?

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