26C3 - 26C3 1.15
26th Chaos Communication Congress
Here be dragons
Referenten | |
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Kay Hamacher |
Programm | |
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Tag | Day 3 - 2009-12-29 |
Raum | Saal2 |
Beginn | 12:45 |
Dauer | 01:00 |
Info | |
ID | 3557 |
Veranstaltungstyp | Vortrag |
Track | Society |
Sprache der Veranstaltung | deutsch |
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Vom Kreationismus zum Kollektivismus
Fehlende Einsicht in die Leistung komplexer Systeme
Das Anwachsen des Kreationismus und das Vordringen kreationistischer Thesen ist eine traurige Realität dieser Tage. Trotz überwältigender Evidenz beharren Kreationisten auf einem Weltbild und Erklärungszusammenhängen, die nicht in Einklang mit Ergebnissen der naturwissenschaftlichen Forschung und daher der physikalischen Realität zu bringen sind. Diese Haltung ist das Resultat aktiven Leugnens oder passiver Unfähigkeit, selbstemergente Eigenschaften von komplexen Systemen zu erkennen und zu akzeptieren.
Allerdings sind Kreationisten in dieser Hinsicht nicht allein. Bei näherer Betrachtung einer Zahl von öffentlichen Debatten über aktuelle Themen kommt man nicht umhin, ein wiederkehrendes Grundmuster zu erkennen: Ich möchte mehrere Beispiele diskutieren, bei denen die öffentliche Meinung irrationale und nicht auf Fakten basierende „Erklärungen“ bevorzugt, statt auf eine gut begründete, faktenbasierte Einsicht zu setzen. Die meisten dieser Debatten werden dabei durch kollektivistische Ideen „gelöst“, die genau auf dieser o. g. Unfähigkeit aufbauen, komplexe Systeme gedanklich zu durchdringen und z. B. stochastische Prozesse jenseits der naiven Vorstellung zu verstehen. Stattdessen ersetzen diese Pseudoerklärungen eine kritische, kontroverse, eventuell gar permanente Auseinandersetzung über die richtigen Mittel für die richtigen Ziele durch axiomatische Forderungen. Dies kann aber nur zu offensichtlichen Widersprüchen und inneren Friktionen führen. Um diesen zu begegnen müssen dann immer mehr, zunächst externe, Aspekte mit einbezogen werden, so daß am Ende totalitäre Erklärungsmuster, Ansprüche und Mechanismen hervortreten. In den meisten Fällen werden diese Ansprüche und eine ultimative Utopie dann schlussendlich mit einem kollektivistischen Ideal, einer kollektiven Vision verbunden, die dann jegliche Handlungen rechtfertigen, welche die Rechte des Individuums beschneiden und den unverkennbaren technologischen Fortschritt bedrohen.