23C3 - 1.5

23rd Chaos Communication Congress
Who can you trust?

Referenten
Christoph Gerlach
Programm
Tag 1
Raum Saal 2
Beginn 12:45
Dauer 01:00
Info
ID 1685
Veranstaltungstyp Vortrag
Track Culture
Sprache deutsch
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Go - Das Spiel für die Menschen

Auch für Computer? - Nicht beim Go!

Primitiv einfache Spielregeln aber komplexeste Zusammenhänge, bei denen Computerprogramme kläglich versagen während Menschen auf wundersame Weise (Denk-)Muster erkennen und diese zu genialen Strategien umzusetzen vermögen - das ist Go. Kann uns umgekehrt Go auch Stärken des menschlichen Intellekts aufzeigen? Es werden Parallelen zur Softwareentwicklung gezogen und den Entscheidungsprozessen, denen sich Entwickler dort ausgesetzt sehen.

Der Vortrag wird mit einer sehr knappen Einführung in das Go-Spiel beginnen. Die Zuhörer werden nicht unbedingt in der Lage sein, ohne weitere Anleitung Go zu spielen, aber sie werden verstehen, worum es beim Go geht. Anhand von ausgewählten Beispielen wird die Komplexität des Spiels anschaulich dargestellt. Diese werden auch für Zuhörer verständlich sein, die weder Go noch artverwandte Spiele kennen.

Der nächste Teil des Vortrags wird einen Überblick über die Bemühungen geben, Computerprogramme Go spielen zu lassen. Welche Fragestellungen des Spiel können Computerprogramme beantworten, womit haben sie Schwierigkeiten? Der "Brute Force"-Ansatz scheitert unmittelbar an der Größe des Spielbaums auf der Turniergröße 19x19: Es gibt mehr mögliche Spielabläufe als die vermutete Zahl von Atomen im Universum. Von seiner Komplexität ist Go EXPSPACE-hart und somit echt schwieriger als NP-vollständige Probleme.

Mit "Rechnen" ist Go nicht zu knacken. Gute Go-Spieler "fühlen" welche Züge gut sind und welche schlecht sind. Dieses Gefühl ist unmittelbar da, ohne jedes Nachdenken! Je besser der Go-Spieler, um so besser sein Gefühl. Oder umgekehrt? Auch aber nicht nur. Ganz ohne Rechenfähigkeit nützt das beste Gefühl nichts. Denn Go hat eine ganz entscheidende Eigenschaft: was "hier" gut ist, ist "da" grottenschlecht. Gewissheit darüber erhalten auch erfahrene Spieler nur durch "Rechnen", d.h. dem Vorausberechnen von Zugfolgen und deren Resultat. Aber ohne Gefühl geht es erst recht nicht: die allermeisten Entscheidungen im Go sind für Rechnen zu komplex. Der Vortragende wird den Versuch wagen, den Charakter des "Fühlens" beim Go darzulegen.

In der Softwareentwicklung gibt es ähnliche Denkabläufe wie beim Go. Einerseits gibt es die Logik des Codes: so läuft es ab und das ist das Ergebnis. Aber die meisten Entscheidungen eines Softwareentwicklers und erst recht die wichtigen sind anderer Natur: Ausgehend von einer Problemsituation "fühlt" ein Programmierer den Weg zu seiner Lösung. Gute Softwareentwickler können sofort aus dem Gefühl erkennen, dass eine bestimmte Lösung gut oder schlecht ist. Der Vortragende stellt die These auf, dass die Unfähigkeit von Computern, angesichts einer Problembeschreibung eine gute Implementierung generieren zu können sehr eng verwandt ist mit der Unfähigkeit von Computern, gut Go spielen zu können.

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